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ANNE MARIE SCHÖN

Schulbibliothek am Gymnasium Bornbrook

Anne-Marie Schoen

AUDIO-MITSCHNITT


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Ich habe direkt nach meinem Schulabschluss mit dem Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement begonnen. Erst im letzten halben Jahr meiner Schullaufbahn haben sich meine Beweggründe überhaupt ins Bibliothekswesen zu gehen, herausgestellt. Ich hatte festgestellt, dass mir recherchieren viel Spaß macht und da ich schon als kleines Kind immer gern in Bibliotheken war, passte der Studiengang perfekt. Angesprochen hat mich v.a. die Möglichkeit, dass man mit dem Studium in viele Bereiche gehen kann und es nicht nur Bibliotheken sein müssen, sondern auch Verlage o.ä. sein können.

Bis zum 5. Semester habe ich keine konkreten Schwerpunkte gehabt. Dann aber habe ich das Wahlmodul „Teaching Library“ belegt, das hat mir auf jeden Fall sehr viel gebracht hat. Das Modul hat mir auch sehr bei der Jobsuche geholfen und hat mir u.a. auch hier zum Job verholfen. Meine Gruppe hat in diesem Modul für eine Schulklasse eine Klassenführung konzipiert, geplant und durchgeführt, womit ich die ersten Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte. Im darauffolgenden Semester habe ich passend dazu noch das Modul „Lernort Bibliothek“ belegt. In diesem haben wir uns konzeptionell damit beschäftigt, wie ein guter Lernort aussehen und ausgestattet sein muss. Das fand ich sehr interessant und hat mir auch bei der räumlichen Planung der Schulbibliothek hier weiter geholfen.

Ich habe mein Praxissemester bei den Bücherhallen abgeleistet, in der Bücherhalle Holstenstraße, in Verbindung mit dem Projekt „Medienboten“, bei dem ich mich vorher schon ehrenamtlich engagiert habe. Eigentlich bin ich da recht unbedarft rangegangen, bzw. ich kannte die Bücherhalle auch vorher schon ein bisschen, weil ich durch das Ehrenamtsprojekt schon Kontakt mit der Bücherhalle hatte und mich deshalb doch gut vorbereitet fühlte.
 
Als Praktikumsprojekt habe ich eine Befragung der Ehrenamtlichen und der Kunden des Projekts Medienboten durchgeführt und habe aus den Ergebnissen eine Präsentation erstellt. Dafür habe ich einen Fragebogen angefertigt und ausgewertet. Es ging hauptsächlich darum die Zufriedenheit, Verbesserungsvorschläge etc. herauszufinden, aber auch darum, wie die Befragten auf das Projekt aufmerksam geworden sind.
 
Während des Praktikums habe ich natürlich einen besseren Einblick bekommen, wie der Alltag funktioniert. Was passiert eigentlich vor zwölf Uhr, bevor die Bücherhalle aufmacht? Viele Kunden denken ja, bis dahin ist keiner da und wir arbeiten erst ab zwölf Uhr. Aber das stimmt nicht, beispielsweise finden die Veranstaltungen mit Schulklassen und Kindergartengruppen vor den Öffnungszeiten statt.
 
Dadurch, dass das Praktikum so zweigeteilt war mit den Medienboten und ich teilweise auch Vertretung für den Projektleiter gemacht habe, bin ich eigenständig geworden. Weil das Medienboten-Projekt an seinem Anfang stand, konnte ich auch vieles mitgestalten und meine Ideen mit einbringen, da einige Strukturen noch nicht standen. Auch habe ich dadurch mein Bachelorarbeitsthema gefunden.

Während des Studiums habe ich zwei Nebenjobs gemacht, beide in wissenschaftlichen Bibliotheken. Einer war am musikwissenschaftlichen Institut, dort habe ich die alten Bestände retrokatalogisiert. Dabei habe ich dann festgestellt, dass das überhaupt nichts für mich ist, jedenfalls so eine reine Katalogisierungsstelle, das könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Aber es hat geübt natürlich, so dass ich jetzt mit Pica gut umgehen kann.
 
Der zweite Job war in der Bibliothek des Instituts für Ausländisches und Internationales Finanz- und Steuerwesen. Auch eine ganz kleine Fachbereichsbibliothek, in der es nur eine feste Mitarbeiterin gibt. Ich habe dort als Aufsicht gearbeitet und nebenbei Loseblattsammlungen einsortiert. Auch da habe ich festgestellt, dass ich mir nicht vorstellen kann in einer wissenschaftlichen Bibliothek zu arbeiten. Die guten Kontakte zu den Leitungen, die ich da hatte, konnte ich dann doch nicht für meine Jobsuche nutzen, einfach, weil ich in den Bereich nicht gehen wollte.

Im 5. Semester haben wir als Projekt an der HAW ein Online-Modul konzeptioniert, das Studieninteressierten helfen soll, festzustellen, ob der Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement der richtig für sie ist. Man macht dort einen virtuellen Fragebogen und bekommt gleichzeitig allerhand Infos zum Studiengang. Wir haben dafür letzten Endes das Konzept, die Inhalte und das Layout kreiert.

Also ich hatte für mich entschieden, für mich kommt der Master nicht in Frage, weil ich nun mal in Richtung Bibliotheken gehen wollte und ich bei den Studieninhalten in Hamburg nichts Relevantes bzw. ansprechendes für mich gefunden habe, was mich in dem Bereich weiterbringen würde. Man sieht es ja auch in den Stellenausschreibungen, wo wird in einer Bibliothek mal ein Master-Absolvent gesucht? Es ist einfach noch unklar, wo werden die dann eingesetzt, wenn dann wahrscheinlich nur in den ganz obersten Führungspositionen, das ist auch etwas, das ich mir im Moment für mich nicht vorstellen kann. Ich möchte direkt am Bibliothekskunden sein und von daher kam das für mich nicht in Frage.

Ich habe um die 20 Bewerbungen geschrieben. Allerdings auch bundesweit und auch auf befristete Stellen, auf alles Mögliche, allerdings alles was mit der Arbeit in Bezug mit Kinder- und Jugendbibliothek zu tun hat. Ich wurde letztendlich, glaube ich, auch zu 17 Gesprächen eingeladen, bin dann nicht mehr zu allen gegangen, weil ich dann auch schon was gefunden hatte.

Dadurch, dass ich hier ja alleine verantwortlich bin, muss ich auch ziemlich viele Bereiche abdecken – vom Bestandsaufbau / -pflege, Klassenführungen, Veranstaltungen für Kinder über Finanzen und Budgetierungen. Es spielen ziemlich viele Sachen rein, auch eine Benutzungsordnung musste erstellt werden.
 
Von daher konnte ich schon von sehr vielen Bereichen, die im Studium Thema waren, hier was mit einbringen. Was im Studium ein bisschen kurz kam und was auch nur in Wahlmodulen angeboten wurde, ist die Entwicklung und Durchführung zur Vermittlung von Informationskompetenz. Das ist natürlich nicht nur für Kinderveranstaltungen wichtig, sondern auch wenn man für Erwachsene Schulungen gibt, beispielsweise Rechercheeinführungen oder Bibliothekseinführungen an einer Unibibliothek. Das finde ich einen ganz wichtigen Aspekt, den jeder gebrauchen kann, auch wenn er in die freie Wirtschaft geht, irgendwo werden immer Schulungen veranstaltet und zu wissen, wie plant und konzeptioniert man so eine Schulung finde ich sehr wichtig.
 
Ich fand viele Dinge, wie beispielsweise Arbeits- und Studientechnik, Recherche oder wissenschaftliches Arbeiten auch sehr wichtig. Diese Fähigkeiten möchte ich hier natürlich auch den Schülern vermitteln und ich brauche diese Kompetenzen aber auch für meine tägliche Arbeit. Also kann ich wirklich sehr viele Studieninhalte hier gebrauchen, weil ich hier keine Position habe, bei der ich nur in einem Bereich arbeite, denn es greift alles ineinander über.

Einen typischen Tagesablauf gibt es in der Schulbibliothek nicht, das ist immer sehr unterschiedlich, weil man nie weiß was kommt. Es finden u.a. auch Klassenführungen und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen statt, die ich dann auch leite. Das kommt aber nicht täglich vor. Zum Anfang des Schuljahres häuft es sich sehr. Zum Beispiel Bibliothekseinführungen für die fünften Klassen. Die Lehrer können sich bei mir dafür anmelden. Da ich das leite, sprechen wir das natürlich geregelt ab. Langfristig ist ein Biblitohekscurriculum geplant, um die Bibliothek noch fester mit dem Unterricht zu verzahnen und gezielt die Medien- und Informationskompetenz der Schüler zu fördern. Daran arbeite ich regelmäßig zusammen mit zwei Lehrerkollegen.
 
Ansonsten können sich die Lehrer aber auch anmelden, wenn sie mit ihrer Klasse in der Bibliothek arbeiten wollen, um die Medien zu nutzen. Da bin ich dann nur als Unterstützung da, z. B. wenn es Fragen zu Recherchefragen oder auch zur EDV (v.a. Textverarbeitung) gibt.
 
onst ist es so, dass auch Oberstufenschüler in ihren Freistunden, hier arbeiten. Dann bin ich natürlich als Aufsicht da, aber auch zur Unterstützung. Häufig werden auch einzelne Schüler oder auch Schülergruppen aus dem Unterricht hergeschickt, die dann etwas recherchieren sollen. Das gibt den Lehrern die Möglichkeit den Unterricht zu entzerren, nur passiert das meistens spontan, so dass ich am Anfang des Tages meist nicht weiß, wie viele es sein werden. Und sonst bin ich natürlich auch für die Medienbestellungen zuständig, was jetzt aber nicht täglich vorkommt, weil das Budget natürlich sehr begrenzt ist. Deshalb werden ein paar Mal im Jahr etwas größere Bestellungen rausgeschickt.
 
Ansonsten überlege und plane ich auch Projekte, organisiere Autorenlesungen und konzeptioniere gemeinsam mit Lehrerkollegen Unterrichtseinheiten zum Thema Recherche. Zweimal pro Halbjahr gibt es ein Bibliotheksrätsel zu verschiedenen Themen, bei denen es etwas zu gewinnen gibt. Die Schüler müssen dann gründlich recherchieren, um die Antworten herauszufinden. Vor Weihnachten gibt es einen Adventskalender, bei dem jeden Tag eine Frage zu beantworten ist und wer sie als erstes löst bekommt dann eine Kleinigkeit. Ich überlege mir solche Aktionen, um die Bibliothek lebendig zu halten. Auch die Lehrer kommen öfter mal und sprechen mich an, können wir da nicht mal was in die Richtung machen (z. B. Leseabend). Wir planen das dann und konzeptionieren.
 
Aber wie gesagt, einen vorhersehbaren Arbeitsalltag gibt es nicht, es kommt immer drauf an, ob Klassen angemeldet sind oder nicht. Wenn keine angemeldet sind, dann ist es immer ein bisschen so wie bei einem Überraschungspaket: was kommt heute? Generell ist ab neun Uhr geöffnet, dann kommt die erste Pause in der es immer sehr wuselig ist. Dann in den Stunden darauf sind vielleicht ein paar Oberstufenschüler da, die arbeiten dann hier oder es kommen ein paar Schülergruppen, um etwas zu recherchieren. Aber es kann auch mal sein, dass keiner da ist, passiert auch, also das kann man nie vorher so absehen, das ist sehr unterschiedlich, aber dafür ist es auch sehr lebendig.

Im Bereich der Schulbibliothek muss man natürlich gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen können und auch Freude daran haben. Generell sollte man, wenn man im Kundenkontakt in einer Bibliothek steht, mit verschiedenen Persönlichkeiten umgehen können. Dabei aber auch ruhig bleiben und nicht persönlich nehmen, wenn jemand aufbrausend reagiert. Allerdings muss man sich gerade bei Kindern und Jugendlichen auch durchsetzen können und Autorität ausstrahlen. Ansonsten ist es natürlich auf jeden Fall wichtig freundlich zu sein, was generell überall wichtig ist, wir zählen ja auch zum Dienstleistungsbereich, weshalb alle Kompetenzen, die dort wichtig sind auch für uns gelten.

Ich bekomme hier kein Bibliothekarsgehalt. Es ist leider so, dass Schulbibliotheken nicht wirklich anerkannt sind, obwohl viele die Chance sehen und sie als wichtig erachten. Es herrscht aber doch verbreitet die Meinung, dass man eine Schulbibliothek mal so nebenbei betreiben kann. Das können z.B. Mütter oder auch Ehrenamtliche machen. Dass es hier anders ist, ist wirklich eine besondere Konstellation, allein schon, dass es hier eine Vollzeitkraft gibt, die vom Fach ist, ist schon besonders.
 
Ich bin als Fachangestellte hier angestellt, obwohl es bibliothekarische Kenntnisse voraussetzt, um alles zu managen. In dem Pilot-Projekt der Stadt Hamburg, durch das die Bibliothek hier aufgebaut wurde, waren noch acht andere Schulen, bei denen das auch so gemacht wurde. Von den neun Personen, die angestellt wurden, waren sechs Bibliothekare. Das sagt schon vieles aus. Das hat natürlich auch mit der Arbeitsmarktsituation generell zu tun. Da kann man es den Schulen auch nicht übelnehmen, wenn sie sich dann die Bibliothekare rauspicken, auch wenn sich auch FaMIs beworben haben.
Aber es ist meine erste Stelle und auf jeden Fall eine tolle Herausforderung. Es macht sehr viel Spaß und hat einen hohen Anspruch. Und wer kann schon sagen, er hat als erste Stelle eine Schulbibliothek geleitet und aufgebaut?
 
Generell sind Schulbibliotheken wirklich ein sehr kleines Feld. Meistens ist es an Schulen eher so, dass es einen Raum mit Büchern gibt, der dann dreimal die Woche für vielleicht je zwei Stunden geöffnet ist und das war es. Das hier bei uns ist schon was Besonderes, weil die Bibliothek den ganzen Tag von Schülern und Lehrern genutzt werden kann und es eine professionelle Bibliotheksleitung gibt.

Ab der Mitte des Studiums sollte man schon grob wissen, in welchem Bereich man einmal arbeiten möchte, ob eher in einer wissenschaftlichen oder einer Öffentlichen Bibliothek oder auch einem Verlag / Dokumentation und so gut es geht die Wahlmodule und Hausarbeitsthemen dementsprechend auswählen. Es ist nicht so einfach wieder zu wechseln, gerade die Praktika und Nebenjobs, können für den späteren Weg in das Berufsleben wichtig sein und auch bei der Entscheidungsfindung – was möchte ich später mit dem Studium machen – behilflich sein.
 
Da muss man schon ein bisschen schauen. Es ist nicht einfach Fuß zu fassen und man muss auf jeden Fall flexibel sein. Meinetwegen auch mal in den sauren Apfel beißen, und erst mal in einem kleinen Ort die ersten Erfahrungen sammeln und dann weiter schauen. Also es ist wie überall im Leben, man soll möglichst jung sein, zehn Jahre Berufserfahrung haben. Man muss wirklich flexibel sein und auf jeden Fall für alles offen sein. Da man nie weiß, wo man im Endeffekt landet.
 
Auch wenn euch jetzt vielleicht manche Studieninhalte und Seminare überhaupt nicht interessieren, schaut es euch an, versucht so viel wie möglich mitzunehmen. An irgendeiner Stelle taucht es im Berufsleben wieder auf, aber dann habt ihr wenigstens schon mal davon gehört und wisst, wo ihr euch informieren könnt.
 
Wie gesagt, seid flexibel und überlegt euch in welche Richtung ihr gehen möchtet und legt euch nicht gleich auf eine Stadt fest. Klar, viele wollen in Hamburg bleiben, na gut, es gibt viele Unibibliotheken und die Bücherhallen, aber wie gesagt, es ist schwer erst mal einen Fuß in die Tür zu bekommen, weil es viel Konkurrenz gibt. Kontakte knüpfen ist deshalb immer wichtig.