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JOACHIM SEIFERT

Fachbibliothek Für Geografie an der Uni Kiel

Joachim Seifert

Zunächst studierte ich in Rostock Mathematik und Latein auf Lehramt. Das hat mir allerdings nicht sonderlich gut gefallen, sodass ich mich dann erst einmal beruflich neu orientiert habe.

Erst während des Studiums eröffnete sich mir die Richtung der Bibliothek. In meinem Praxissemester arbeitete ich dann in einer öffentlichen Bibliothek, welches mir auch sehr gut gefallen hat. Daraufhin richtete ich erst meine Studienschwerpunkte in diese Richtung aus.
 
Besonders gefiel mir in der Umsetzung und Methodik das Modul „Teaching Library“. Dort wurden uns nicht nur viele Methoden gezeigt, auch praktisch konnten wir viel mitarbeiten. Wir durften z.B. bei der Durchführung, Evaluierung und Nachbearbeitung von Lehreinheiten mitwirken. Das kann natürlich auch durch Frontalunterricht vermittelt werden, ersetzt jedoch nicht die intensiven Erfahrungen, welche einen später vielleicht weiterbringen können.
 
Das Thema des eines weiteren Moduls war „wissenschaftliche Zeitschriften“ bzw. der „Zeitschriftenmarkt“. Gerade aktuell wieder gut zu gebrauchen, da ich als Entscheidungsträger in dieser Fachbibliothek über den Zeitschriftenmarkt Bescheid wissen muss.
 
Weitere Module, die ich im Bereich des Marketings besuchte, waren Themen wie Fundraising oder Sponsoring. Beide waren es auch Wert, dass ich einen Blick darauf geworfen habe, da es sehr interessante Themen waren.
 
An das eine Modul kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, da es dort einzig um eine geringe Vertiefung in manchen Bereichen ging und oft schon in anderen Fächern abgehandelt wurde. Der Unterschied bestand darin, dass sie in Referatsform abgehalten wurden. Meiner Meinung nach verlief dies ein wenig unglücklich.

Mein Praxissemester absolvierte ich damals in der Stadtbibliothek Reinbek. Auf diese Praktikumsstelle bin ich über einen Praktikumsordner, welchen es in der Bibliothek an der HAW gab und wahrscheinlich auch heute noch gibt, aufmerksam geworden. Wichtig war es mir, dass ich nicht in einer Filiale der Bücherhallen, sondern in einer Stadtbibliothek arbeiten wollte. Vor allem sollte sie für sich abgeschlossen sein, nicht so eine Art Zweigstelle. Aus dem Praxissemester für mich mitgenommen habe ich besonders meine Eindrücke über das Klientel der Stadtbibliothek Reinbek. Dort treffen Jung und Alt aufeinander und gerade der Umgang miteinander, der starke Kontrast, war spannend zu beobachten.
 
Während des Praktikums durfte ich dann eine Informationsveranstaltung über Briefmarkenkataloge durchführen. Diese wurden sehr schwach genutzt und um die Nutzung und das Interesse zu steigern, konzipierte ich diese Veranstaltung. Zunächst bewarb ich sie und ging zur lokalen Presse mit der Bitte um Veröffentlichung, um eine höchstmögliche Verbreitung zu erzielen. Letztlich kamen ungefähr 20 Leute, welche teilweise ihre Briefmarkensammlungen mitbrachten, um diese schätzen zu lassen oder den Umgang mit dem Katalog zu erlernen, um den Wert bestimmen zu lassen.
 
Dazu muss ich anmerken, ich war ein jahrelanger Briefmarkensammler und brachte daher ein gewisses „Know-How“ mit. Während der Arbeitszeit war ich überwiegend im Auskunftsdienst und der Entleihung tätig. Oft übernahm ich auch die Katalogisierung, d.h. Medienbearbeitung und –einarbeitung.

In der ersten Zeit während des Studiums habe ich noch als studentische Hilfskraft im Bereich Matheförderkurse an meiner alten Schule gearbeitet. Nach Beendigung des Praxissemesters boten sie mir an, dort als studentische Hilfskraft für zehn Stunden zu helfen und nahm an. Diesen Nebenjob behielt ich dann bis zum Ende des Studiums.

Mein Projekt im 5. Semester war nicht mein Wunschprojekt gewesen. Jedenfalls ging es um die Einführung einer elektronischen Schriftgutverwaltung namens „Elektra“ an der HAW, mithilfe des Programmes „DoRIS“. Wir haben anhand diverser Analysen und durch einen Besuch beim Umweltamt in Lippstadt, welches eben mit dieser Software arbeitet, eigens dafür einen tätigkeitsorientierten Aktenplan entwickelt. Genau diese Datenverarbeitungssoftware sollte auch in der HAW eingeführt werden. Später entwickelten wir ein Schulungsprogramm, welches für die Mitarbeiter der Registratur und den Sachbearbeitern an der HAW angedacht war.

Gleich nach dem Bachelorstudium stellte ich mir dann selber die Frage, ob ich direkt im Anschluss den Master machen soll oder ob ich nicht vielleicht lieber erst Berufspraxis sammeln möchte. Letzteres fand ich für mich persönlich dann sinnvoller, da ich mir nicht zugetraut hatte, direkt nach dem Master ohne Praxiserfahrungen eine Führungsposition zu übernehmen. Falls mir der Job hier irgendwann einmal zu klein und zu eintönig werden sollte, dann kann ich mir schon vorstellen den Master zusätzlich zu machen. Von der Wertigkeit des Masters her, würde ich schon behaupten, dass dieser höherwertig gestellt ist als das Diplom, da allein die Studiendauer von insgesamt fünf Jahren eine höhere Besoldung voraussetzt.

Nach dem Studium bzw. nach dem Auslaufen der befristeten Verträge, hatte ich längere Bewerbungsphasen, in denen ich mich fast deutschlandweit beworben habe. Ich habe natürlich die gängigen Stellenanzeigen für den bibliothekarischen Raum in inetbib, Forum ÖB und auch die Jobbörse vom Arbeitsamt durchforstet und mich beworben.
 
Während der Bewerbungsphase habe ich allerdings keine Initiativbewerbungen gestartet. Ich bin der Auffassung, dass dann die Chancen zu einer Reaktion wesentlich geringer sind. Im Durchschnitt schrieb und verschickte ich zehn Bewerbungen. Eingeladen wurde ich dann durchschnittlich zu vier Vorstellungsgesprächen, wobei das Gelingen meist von der Tagesform abhängig, reine Glückssache oder auch situationsbedingt war. Im Grunde kannst du dich aber nicht darauf einstellen, weil man eben auch nicht weiß, was die für einen Menschen suchen bzw. diese Stelle besetzen wollen.

In einer wissenschaftlichen Bibliothek hat man überwiegend mit Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern zu tun, dadurch wurde ich besonders im kundenorientierten Denken und Handeln geschult. Der Umgang mit diesen und auch schwierigen Nutzergruppen kann nur durch Erfahrung und Praxis erlernt werden, weniger in der Universität bzw. in Hochschule.
 
Es ist schon schwierig zu sagen, ob man im Studium weitestgehend auf den Beruf vorbereitet wurde, da man, wie schon erwähnt, einige Sachen nur durch Praxis erlernen kann. Vielleicht hätten ein paar Feinheiten in PICA nicht geschadet, jedoch im Großen und Ganzen besteht schon die Möglichkeit durch Fortbildungen in Bereichen nachzusteuern, wo einem nach eigenem Empfinden etwas fehlt.
 
Gerade in Bezug zu meiner heutigen Tätigkeit ist es eine Mischung aus beidem. Da gab es z.B. Bereiche wie PICA oder Datenstrukturierung, welche ich heute intensiv brauche bzw. in meinen ersten Tätigkeiten in Braunschweig und Clausthal benötigte. Zum Berufseinstieg habe ich dann natürlich noch eine Menge dazu gelernt, besonders wenn man den ganzen Tag katalogisiert. Es gab aber auch Bereiche, wie z.B. HTML oder CSS, welche ich zwar besuchte, jedoch für meine heutige Tätigkeit nicht benötige. Es gibt aber bestimmt viele Kommilitonen, die das heutzutage anwenden können bzw. müssen und für die haben sich diese Kurse dann definitiv rentiert. Ich denke, dass ist immer abhängig vom Beruf und Tätigkeitsfeld. Im Großen und Ganzen hat die Hochschule uns jedoch schon mit einem „Werkzeugkoffer“ ausgestattet, welcher uns einen guten Einstieg in das Berufsleben ermöglichen wird.

Mein typischer Arbeitstag beginnt morgens, eine Stunde vor Öffnung, mit dem Aufschließen der Bibliothek. Dann habe ich meist noch ein wenig Zeit angefallene Büroarbeiten zu erledigen oder die Bibliothek aufzuräumen. Später kommen dann studentische Hilfskräfte vorbei, um mich bei den Tätigkeiten wie Ausleihe und Zeitschriftenerfassung zu unterstützen. Insgesamt arbeiten fünf studentische Hilfskräfte hier, für jeden Wochentag einen. Andere üblichen Aufgaben befassen sich mit der Medienbearbeitung und –einarbeitung oder auch mit der Bestandspflege.
 
Zum einen ist meine Bibliothek eine Fachbibliothek am Geografischen Institut der Universität zu Kiel, spezialisiert auf Studiengänge im Bereich Geografie. In diesem Bereich studieren hier ca. 600 Studierende, wovon circa 80 Personen noch für einen Diplomstudiengang eingeschrieben sind. Der Bestand der Bibliothek umfasst circa 75.000 Monographien sowie ca. 500 laufende Zeitschriftenbände und Zugriff auf über 29.000 Online-Zeitschriftentitel. Zusätzlich verfügen wir über einen sehr großen Altbestand. Hier muss besonders die Lagerung und Speicherung berücksichtigt und überdacht werden, da es sich bei der Bibliothek um eine Präsenzbibliothek handelt und dafür auch nur ausgelegt ist. Ausleihzeiten sind daher entweder den Tag oder das Wochenende über möglich, wodurch wir einen eingeschränkten Ausleihbetrieb haben, der auch durch Hilfskräfte zu bewältigen ist.
 
Bei meiner Bibliothek handelt es sich um eine One-Person-Library. Das bedeutet, wenn irgendwo Lampen kaputt sind, muss ich den Hausmeister rufen oder wenn jemand seinen Schlüssel in den Spind einschließt, brauche ich jemanden der das Schloss aufknackt. Ein betreutes Großprojekt ist momentan die Modernisierung der gesamten Bibliothek. Bibliotheksplanung, d.h. Ausstattung aussuchen, Regalmeter abmessen etc., ist durchaus eine sehr schwierige und anstrengende Angelegenheit. Es ist aber ein neues Gebiet und daher sehr spannend, auch wenn man sich erst reinfuchsen muss. Das war mir aber schon bei Antritt der Stelle klar.

Besonders in der Hochschule habe ich die Forderung nach Teamfähigkeit, seitens der Professoren, wahrgenommen. Das finde ich insofern gut, dass es dich auf deine spätere Berufspraxis vorbereitet. Eine effektive Gruppenarbeit funktioniert nur durch die Zusammenarbeit aller Mitglieder, jeder muss mitziehen. In der Praxis sieht es häufig leider anders aus, da es immer Personen geben wird, die nicht mitziehen und somit bleibt es bei den anderen hängen. Aber profitieren werden immer die Personen, die mitziehen, da sie die gelernten Soft Skills in der Praxis anwenden können.
 
Ebenso die Sicherheit im Reden vor anderen Leuten, bezüglich der vielen Vorträge im Studium bzw. in fast jedem Modul. Es hat mir schon eine gewisse Sicherheit gegeben, um Nutzerschulungen zu leiten. Mir sind Kollegen begegnet, die hatten einen riesen Bammel, da sie vorher nie wirklich vor einer Menschenmenge sprechen musste. Ich habe mir dann immer gedacht, die anderen wollen ja was von mir wissen.
 
Zum Thema Soft Skills würde ich auch Kommunikationsfähigkeit hoch ansetzen, da gerade in meiner Tätigkeit oder generell in der Bibliothek oft und viel mit anderen Personen kommuniziert werden muss. Ich für meinen Teil habe oft mit Studenten zu tun bzw. muss mit Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern über Neuanschaffungen diskutieren. Weitere wichtige Skills sind Planungs- und Organisationsfähigkeiten, für die Arbeit und für einen persönlich. Im Studium konnten wir gerade im Bereich Projektmanagement ein wenig Erfahrung sammeln. Diese haben mir vor allem beim Planungsablauf und zur Übersichtlichkeit oft weitergeholfen.

Bisher wurde ich immer nach TV-L Entgeltgruppe 9 eingestuft und je nach Erfahrungsstand besteht die Möglichkeit des Aufsteigens innerhalb der Tarifstufe. Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass ich nach acht Monaten Braunschweig angestellt, in Clausthal dann wieder bei null anfangen durfte, mir wurden die acht Monate dort nicht angerechnet. Ich rate daher jedem Berufseinsteiger bei einem befristeten Vertrag und geplanten Stellenwechsel mindestens zwölf Monate voll zu arbeiten.

Als erstes würde ich jedem, der sich für diesen Fachbereich interessiert, diesen Studiengang empfehlen. Ich hatte sehr schöne, lehrreiche und witzige drei Jahre, zusammen mit meinen Kommilitonen, an dieser Hochschule.
 
Dann würde ich sagen, hängt euch am besten voll rein in das Studium, dann könnt ihr umso mehr für euch selbst daraus mitnehmen. Während des Studiums denkt jeder natürlich anders darüber, aber nehmt alles mit was ihr angeboten bekommt. Später müsst ihr für solche Bildung viel Geld bezahlen.
 
Letztlich rate ich jedem Berufseinsteiger bei einem befristeten Vertrag und einem geplanten Stellenwechsel mindestens zwölf Monate voll zu arbeiten, um bessere Chancen zur Übernahme der Tarifstufe zu haben.