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JESSICA WITT

Deutsche Bibliothek Tondern, Dänemark

Jessica Witt

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Bevor Sie das Studium an der HAW begonnen haben, was hat Sie bewogen sich genau für diesen Studiengang zu entscheiden? Wie sind Sie auf dieses Fachgebiet aufmerksam geworden?
 
Ich war mir, als das Abitur näher rückte, sehr unsicher, was ich später machen wollte und habe mich viel mit meiner Familie darüber unterhalten. Ich mochte schon immer alles, was mit Sprache und Wörtern zu tun hat, habe immer gerne gelesen. Und ich wollte einen Beruf, der einem Abwechslung bietet, wo man eben nicht den ganzen Tag dasselbe macht oder an einem Platz sitzen muss. Ich habe mich dann für ein Praktikum in einer öffentlichen Bibliothek entschieden und schnell gemerkt, dass es genau das richtige für mich ist. Die Arbeit mit den Medien hat mir von Anfang an Spaß gemacht und auch den Umgang mit den Kunden fand ich toll. Der Betreuer in meinem Praktikum hat zu mir damals gesagt, dass man mit dem Job nicht reich werden kann und eine Menge Idealismus nötig ist, um nicht nach wenigen Jahren vollkommen unzufrieden zu sein. Und auch das hat mich an dem Beruf interessiert, die große Begeisterung der Bibliothekare für ihre „Sache“. Überhaupt, dass eine große Idee dahinter steht. Die Idee vom „Wissen der Welt“, „Informationen für alle“ aber auch Leseförderung. Kindern die Liebe zum Buch vorleben zu können, sie zum Lesen anzuregen. Ich habe mir gedacht, dass es sich lohnt sich dafür einzusetzen. Und so habe ich mich entschieden Bibliothekarin zu werden.

Innerhalb des Studiums ist laut Studiengangsordnung ein Praxissemester vorgesehen. Beschreiben Sie bitte, in welcher Einrichtung Sie Ihr Praxissemester absolviert haben, wie Sie an den Praktikumsplatz gekommen sind, welche Kenntnisse Sie im Rahmen des Praktikums erworben haben und welche Fächer aus dem Studium Ihnen besonders hilfreich waren.
 
In den 6 Monaten Praktikum habe ich wahrscheinlich mehr gelernt als im ganzen restlichen Studium. Auf jeden Fall aber mehr als in den 2 Semestern davor. Mein Praxissemester habe ich in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade gemacht. Das Praktikum war auch der „Türöffner“ zu meiner jetzigen Stelle. Ich hatte, bevor das Praktikum anfing, länger darüber nachgedacht innerhalb meines Studiums ins Ausland zu gehen und nach einer Möglichkeit dafür gesucht. Dänemark hatte mich sehr interessiert, nur wäre ein Semester in Kopenhagen sehr teuer gewesen. Als ich dann am Schwarzen Brett an der HAW das Praktikumsangebot der Deutschen Büchereien Nordschleswigs sah, habe ich mich sofort beworben und wurde zu meinem großen Glück auch genommen. Die Deutschen Büchereien Nordschleswigs versorgen die deutschsprachige Bevölkerung in Süddänemark mit Literatur, bieten einen Treffpunkt für die deutsche Minderheit in Dänemark und veranstalten deutschsprachige Kulturveranstaltungen. Es gibt eine Hauptstelle in Apenrade/Aabenraa und vier Filialen in den Städten Hadersleben/Haderslev, Sonderburg/Sønderborg, Tingleff/Tinglev und Tondern/Tønder. Während meines Praktikums habe ich in der Zentralbücherei Apenrade gearbeitet. Ich wurde voll in den bibliothekarischen Alltag integriert; habe den Leihverkehr bearbeitet, Leser betreut, bei der Bestandspflege geholfen, neue Medien eingearbeitet und an einem Projekt gearbeitet. Ich war auch an der Bestellung neuer Medien beteiligt. Besonders hilfreich für das Projekt waren meine Kenntnisse aus den HTML-Kursen, da ich unter anderem eine Homepage gestaltet habe. Außerdem waren für mich im Praktikum die Fächer wichtig, die sich mit dem grundlegenden Verständnis für Bibliotheken und Bibliotheksverbände beschäftigten. Gelernt habe ich vor allem, wie der Arbeitsalltag in einer Bücherei wirklich aussieht. Die Benutzung der Bibliothekssoftware und die genauen Arbeitsschritte beim Einarbeiten von Medien in das Bibliothekssystem sowie bei vielen anderen täglichen Tätigkeiten musste ich neu dazu lernen. Besonders Hintergrundwissen zu unterschiedlicher Bibliothekssoftware hätte ich gerne bereits in der Hochschule gelernt. Insgesamt hat mir das Praktikum auch geholfen einen Gesamtüberblick über die verschiedenen Tätigkeiten in einer Bücherei bzw. einem kleinen Büchereisystem zu bekommen.

Haben Sie während Ihres Studiums ein Auslandssemester absolviert? Wenn ja, beschreiben Sie bitte Ihre Beweggründe ins Ausland zu gehen sowie Ihre Eindrücke, die Sie dort sammeln konnten!
 
Wie bereits beschrieben habe ich mein Praxissemester zu einem Auslandsaufenthalt genutzt. Ich wollte einfach die Chance nach meinem Jahr als Austauschschülerin in den USA noch mal ins Ausland zu gehen nutzen, denn ich denke nach seinem Abschluss ist das vielleicht nicht mehr so leicht möglich. Deshalb hatte ich mich dazu entschieden. Nun war meine Erfahrung im Ausland ein bisschen abgeschwächt, da ich ja in einer deutschen Bibliothek gearbeitet habe aber ich war auch aufmerksamer Kunde der dänischen Bibliothek und konnte während meines Praktikums verschiedene Einrichtungen besuchen. Was vor allem auffiel war, dass die dänischen Bibliotheken sehr viel Wert auf Web 2.0-Aktivitäten legten. Es gab oder gibt zum Beispiel in der Dansk Centralbibliotek in Flensburg eine Vollzeitstelle, die nur für den Social Media Auftritt der Bibliotheken der dänischen Minderheit zuständig ist. Auch was Bibliothekstechnik betrifft, waren die dänischen Bibliotheken schon früh z.B. mit Selbstverbuchern ausgestattet. Die Traumbibliotheken, die einem in Fachmagazinen als typisch dänisch/skandinavisch vorgestellt werden, suche ich allerdings bis heute vergeblich. Das Design ist meistens doch eher nüchtern und zumindest hier in Süddänemark (bei weitem nicht der reichste Teil Dänemarks) auch nicht auf dem neuesten Stand. Ich denke, die abgebildeten Bibliotheken sind auch hier in Dänemark eher die Ausnahme als die Regel. Was mich allerdings sofort fasziniert und begeistert hat, sind die flachen Hierarchien, der freundliche Umgang miteinander und die gelassenere Arbeitsatmosphäre in Dänemark.

Im Hinblick auf Ihren Beruf und Ihr Unternehmen: Wie schätzen Sie den Master of Arts dieses Fachbereiches ein? Erachten Sie ihn für wichtig und wenn ja, warum und für welchen Personenkreis?
 
Ich denke, für öffentliche Bibliotheken kann der Master wichtig sein, wenn man eine leitende Position anstrebt. Dazu müsste er, denke ich, aber noch verstärkt auf ökonomische Aspekte einer Bibliothek (oder Ähnlichem) eingehen. Die Kurse, die ich im Master belegt habe, helfen mir alle in der Bibliothek nicht sehr viel weiter und waren auch sehr oberflächlich. Ich denke der Master würde für den Bereich Bibliothek nur dann Sinn machen, wenn er wirklich auch darauf spezialisiert wäre.

Viele hatten schon vor Beginn Ihres Studiums eine Vorstellung bezüglich Ihres Berufswunsches - ging es Ihnen genauso?
 
Wie bereits bei der ersten Frage erklärt, hatte ich eine sehr genaue Vorstellung meines Berufswunsches. Ich wollte als Bibliothekarin in einer öffentlichen Bibliothek arbeiten. Möglichst allerdings nicht als Leiterin (was sich geändert hat). Im Laufe meines Studiums habe ich allerdings schon ab und zu an andere Möglichkeiten gedacht. Dies geschah vor allem durch Gastredner in den Veranstaltungen, Alumni oder auch Gastprofessoren und Lehrbeauftragte, die von ihrem spannenden Arbeitsalltag berichteten. Am Ende habe ich aber doch nie wirklich an meinem Ziel und an meiner Entscheidung für die öffentliche Bibliothek gezweifelt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das wichtigste, was ich während meiner Studienzeit gelernt habe war, die von mir bereits angesprochenen Ideale, die der Beruf Bibliothekar mit sich bringt zu verinnerlichen.

Einigen fällt der Berufseinstieg nach dem Studienabschluss relativ schwer. Wie haben Sie sich auf Ihre erste Stelle beworben bzw. welche Bewerbungsstrategien haben Sie verfolgt?
 
Nach meinem Praktikum in Dänemark war für mich klar, dass eine Stelle in einer der deutschen Büchereien in Nordschleswig für mich ein absoluter Traumjob wäre. Und so habe ich den guten Kontakt zu den Kollegen über die weiteren Studienjahre gehalten und konnte sofort reagieren, als klar war, dass eine Kollegin in den Ruhestand geht. Meine Strategie war also auf meinem Praktikum aufzubauen und die Kontakte zu nutzen, die ich dadurch hatte. Ich kann also nur jedem raten, bei der Wahl des Praktikumsplatzes sehr sorgfältig vorzugehen und sich ein Unternehmen zu suchen, das man sich später auch wirklich als Arbeitsgeber vorstellen kann. Auch wichtig war dabei, Kontakte auch durch persönliche Besuche in der ehemaligen Praktikumsstelle zu pflegen.

Welche Kompetenzen waren bei Ihnen als Bewerber/in gefragt bzw. sind heute noch gefragt?
 
Ich denke das wichtigste war, dass man zu 100 % von seinem Beruf überzeugt sein muss und das auch anderen vermitteln kann. Von Vorteil war, dass ich das Büchereisystem der Minderheitenbibliotheken kannte und die Bedeutung der Büchereien für die Deutschsprachigen im Grenzland einschätzen konnte. Ebenfalls eine Rolle spielten sicherlich die Kenntnisse im Umgang mit der Bibliothekssoftware, beim Leihverkehr oder der Medienbearbeitung. Darüber hinaus brauche ich in meinem jetzigen Arbeitsalltag viel Spaß am Umgang mit den Lesern und am Kontakt mit ihnen. Ich habe auch viele neue Ideen in die Bibliotheksarbeit in Tondern mitgebracht. Sprachkenntnisse in Deutsch und Dänisch sollten auch vorhanden sein. Allerdings haben Grundkenntnisse in Dänisch ausgereicht.

Viele Inhalte des Studiums bereiten laut Beschreibung des „Department Information“ auf die Berufspraxis vor. Wie ist Ihre Meinung dazu? Beschreiben Sie bitte, welche Inhalte Sie in Ihrem Beruf anwenden konnten bzw. was Ihnen gefehlt hat.
 
Insgesamt kam das Thema öffentliche Bibliotheken im Bachelorstudiengang sicher nicht zu kurz. Im Master dagegen war von öffentlichen Bibliotheken kaum noch die Rede! Gefehlt hat mir vor allem im Master ein Einblick in die ökonomischen Gegebenheiten, denen Bibliotheken unterworfen sind und wie sie damit umgehen können. Aus dem Bachelor kann ich viele Dinge anwenden. Module, die sich mit Bibliothekseinrichtung beschäftigt haben, sind heute immer noch Inspiration für die Gestaltung „meiner Bücherei“. Über Kinder- und Jugendliteratur und Veranstaltungsarbeit habe ich sowieso alles aufgesaugt, was es dazu im Studium gab (wenn es auch mehr hätte sein können). Viele Kurse haben mir aber auch nur im Studium geholfen, sind aber für meine Arbeit eigentlich nicht relevant (wie z.B. Benutzerforschung). Ich denke, das wichtigste was ich im Studium gelernt habe, ist wirklich eine innere Einstellung zu Bibliotheken, zu meinem Beruf. Eine Identifikation mit dem Fach.

Heute sind viele Arbeitsverträge oft an Projekte gekoppelt und z.B. aus diesem Grund befristet. Haben Sie hohen Wert auf eine unbefristete Stelle gelegt? Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem ersten Arbeitsvertrag?
 
Ich hatte damit gerechnet am Anfang eine befristete Stelle zu bekommen, habe dadurch, dass meine Vorgängerin in den Ruhestand gegangen ist, gleich von Anfang an eine unbefristete Festanstellung bekommen und bin auch sehr zufrieden damit. Ich hätte natürlich auch eine befristete Arbeit angenommen, wäre aber nicht bereit gewesen dafür zum Beispiel weiter weg zu ziehen oder andere größere Veränderungen in meinem Leben zu machen. Mein jetziger Arbeitsvertrag ist mein erster und mit dem bin ich sehr zufrieden. Ich habe hervorragende Arbeitszeiten und verdiene mehr, als ich mir erhofft hatte.

Viele Arbeitgeber verlangen schon ab dem ersten Arbeitstag oder im Vorstellungsgespräch spezielle Kenntnisse und Kompetenzen. Welche waren das bei Ihnen und konnten Sie alle Voraussetzungen erfüllen? Hatten Sie Bedenken bezüglich der Bewerbung, da vielleicht Kompetenzen vorausgesetzt wurden, die Sie eventuell noch nicht besaßen?
 
Im Großen und Ganzen denke ich, war ich gut auf meinen ersten Arbeitstag vorbereitet, da ich das Büchereisystem aus meinem Praktikum kannte. Dieses lag zwar schon einige Zeit zurück, aber ich konnte mich schnell wieder einfinden. Ich habe auch am Anfang zwei Wochen mit meiner Mitarbeiterin zusammengearbeitet und sie hat mir alles gezeigt. Das waren größtenteils organisatorische Dinge. Fachlich gesehen wurde von mir natürlich erwartet, dass ich Zusammenhänge verstehe und auch selbstständig daran arbeiten kann die Bücherei weiter zu entwickeln. Dazu gehört zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen vor Ort und Veranstaltungsplanung. Allerdings war es mir auf jeden Fall auch erlaubt Fehler zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Die Kompetenz, um die ich mir ein bisschen Sorgen gemacht habe, war die, ob ich in der Lage bin, eine Bücherei auch zu leiten und ob ich als Leiterin von den Lesern, den Lehrern an den Schulen und auch meiner Mitarbeiterin akzeptiert werden würde. Es hat sich herausgestellt, dass ich Erfahrungen aus der Gruppenarbeit an der Hochschule hier sehr gut nutzen konnte. Meine Sorge war also nicht ganz unbegründet aber dennoch konnte ich gut daran arbeiten und mich in die Rolle schnell eingewöhnen.

Sie haben nun schon einige Zeit Berufserfahrung sammeln können. Wie schätzen Sie heute Ihre aktuelle berufliche Situation bzw. die Situation in Ihrer Branche ein? (Stellenabbau, Einsparungen, Aufstiegschancen etc.)
 
Ich habe in den letzten 10,5 Monaten sehr viel gelernt und denke, dass mir das in Zukunft helfen wird, egal ob diese Zukunft langfristig an meinem jetzigen Arbeitsplatz sein wird oder ob ich mich noch woanders versuchen werde. Insgesamt schätze ich meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt recht gut ein, da ich jetzt ja auf „Leitungserfahrung im Ausland“ verweisen könnte. Mittelfristig sehe ich meine Zukunft auf jeden Fall hier, denn derzeit habe ich meinen Traumjob, den ich auch so schnell nicht wieder hergeben möchte. Auch hier wird gespart und die deutsche Minderheit als gesamtes verfügt nicht mehr über die gleichen finanziellen Mittel, wie vielleicht vor 10 oder 20 Jahren, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass an den Bibliotheken gespart werden wird. Sie sind ein Treffpunkt für die Mitglieder der Minderheit und auch ein Aushängeschild. Insgesamt ist es im Bibliothekssektor (in Deutschland) mittelmäßig schwer eine Stelle zu bekommen. Es gibt viele befristete Stellen, die dazu dienen können „einen Fuß in die Tür“ zu bekommen und Erfahrung zu sammeln. Außerdem sollte man bereit sein (gerade für eine unbefristete Stelle) auch den Wohnort zu wechseln. Ich denke wenn man sich deutschlandweit umschaut, kann man sicher einen Arbeitsplatz als Bibliothekar/in finden.

In welcher Abteilung arbeiten Sie und welche Tätigkeiten prägen Ihren Arbeitsalltag?
 
Ich leite die Filiale in Tondern. Hier arbeite ich mit einer Mitarbeiterin zusammen, die mich ca. 7 Stunden in der Woche unterstützt. Die restlichen 30 Stunden meiner Wochenarbeitszeit arbeite ich allein. In meinen Aufgabenbereich fällt so ziemlich alles, was man sich in einer Bibliothek so vorstellen kann. Ich betreue die Kunden/Leser, ich plane die Veranstaltungen, mache die Pressearbeit, arbeite mit den Schulen und Kindergärten zusammen, bestelle neue Medien, betreue auch schon mal einen Praktikanten oder eine Praktikantin und bin auch für die Aufstellung und Präsentation der Medien zuständig.

Wie würden Sie Ihren typischen Arbeitstag beschreiben, um den Studierenden einen Einblick in Ihren beruflichen Alltag zu gewähren?
 
Mein typischer Arbeitstag beginnt um 9 Uhr. Ich bereite die Bücherei für den Tag vor, d.h. ich lege die aktuellsten Zeitungen aus und starte die Computer und den Selbstverbucher. Danach bearbeite ich Bestellungen, E-Mails und die Post. Ich kümmere mich auch darum, dass die Leihfristen der Medien aus der Fernleihe verlängert werden. Um 10 Uhr öffnet die Bücherei. Vormittags kommen häufig Schulklassen oder Kindergartengruppen. Wenn möglich (d.h. wenn meine Kollegin auch da ist) betreut eine von uns die Gruppe. Wir lesen dann zum Beispiel vor oder machen mit den Gruppen Büchereirallyes oder Recherchetrainings. Zwischen 12 Uhr und 13.30 Uhr hat die Bücherei geschlossen. Jetzt ist Zeit um Veranstaltungen zu planen. Manchmal müssen Einladungen, Flyer oder Poster für die Veranstaltungen entworfen und gedruckt und/oder verschickt werden. Wenn wir um 13.30 Uhr wieder öffnen, kommen oft die Schüler, die nach Schulschluss bei uns lesen, quatschen oder einfach nur auf den Bus warten. Einige Leser bestellen bei uns Bücher aus anderen Büchereien (Fernleihe). Auch diese Bestellungen müssen bearbeitet werden. Immer wieder laufen auch Bestellungen aus anderen Büchereien bei uns auf. Die Medien suchen wir dann raus und bearbeiten sie für den Versand. Jeden Freitag kommt eine Lieferung mit bestellten Büchern für unsere Leser und neuen Medien. Wir informieren die Leser, deren Bücher angekommen sind. Die neuen Medien werden ins System eingearbeitet, damit man sie zum Beispiel in unserem Online-Katalog finden kann. Wir schreiben auch zu jeder neuen Lieferung einen Eintrag in unserem Blog, um unsere Leser über neue Bücher auf dem Laufenden zu halten. Wir haben auch eine facebook-Seite, die von mir betreut wird. Am späten Nachmittag lässt der Besucherstrom häufig wieder etwas nach und ich habe Zeit mich um die nächsten Bestellungen zu kümmern. Dazu bekommen wir von der Büchereizentrale Schleswig-Holstein Empfehlungslisten. Diese erscheinen alle 2 Wochen und enthalten ungefähr je 300 Titel. Meistens eher etwas mehr. Ich gehe alle Titel durch und entscheide dann, welche Bücher die Bücherei anschaffen soll. Natürlich muss ich dabei auf unser Budget achten. Um 17 Uhr schließt dir Bücherei und ich habe Feierabend.

Wie schätzen Sie die finanzielle Situation in Ihrer Branche ein? Lohnt es sich in diesem Bereich zu arbeiten?
 
Der Bibliothekar, der mich damals bei meinem ersten Schülerpraktikum betreut hat, hatte schon recht, als er sagte: „Reich wird man damit nicht.“ Aber man kann doch gut davon leben. Für mich lohnt es sich vor allem deshalb, weil ich jeden Tag Spaß an meiner Arbeit habe, meinen Freunden und Verwandten immer gerne und voller Begeisterung von meinem Beruf erzählen kann und nie Langeweile aufkommt.

Welche Tipps würden Sie Studierenden bezüglich des Studiums, aber auch im Hinblick auf den Einstieg in das Berufsleben mit auf den Weg geben wollen?
 
Ich würde sagen, man sollte im Studium versuchen herauszufinden, was einem besonders liegt und sich dann konsequent in der Wahl seiner Module darauf konzentrieren und dadurch auf dem Gebiet spezialisieren. Außerdem jede Chance für praktische Zusammenarbeit mit Unternehmen (Vereinen, Verbänden, etc.), die auf diesem Gebiet tätig sind zu nutzen, denn dabei lernt man am meisten. Ich würde außerdem empfehlen nach einem Feld oder einer Spezialisierung zu suchen, mit der man sich identifizieren kann und in der man auch als Person aufgeht. Was den Berufseinstieg angeht, sollte man sich nicht scheuen, Kontakte zu nutzen, die man sich aufgebaut hat und man sollte selbstbewusst sein und wissen, was man in den vergangenen Jahren geleistet hat.