ANJA BAARS & SIMON SCHMIDT
Bücherhallen Hamburg
AUDIO-MITSCHNITT
TEXTFORM
Anja Baars:
Ich habe zuerst die sozialpädagogische Laufbahn eingeschlagen. Dabei habe ich mit einer zweijährigen Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin angefangen und diese auch beendet. Danach habe ich die Ausbildung zur Erzieherin angefangen, die ich aber abgebrochen habe,weilichnichtmehrzufriedenwar. IchhabedannversuchtetwasNeueszufindenundhabe das Fachabitur gemacht. Nach meinem Fachabitur habe ich mit dem Studium angefangen. Seit dem ersten Semester war für mich klar, dass ich in eine öffentliche Bibliothek arbeiten möchte.
Simon Schmidt:
Um mich beruflich zu orientieren habe ich im Laufe der Schulzeit einige Praktika absolviert. Unter anderem in einer Bierbrauerei, der Stadtverwaltung und weiteren Institutionen. Währenddessen habe ich für mich nach und nach sämtliche Berufe ausgeschlossen, die viel mit Naturwissenschaft, Handwerk oder Sozialpädagogik zu tun hatten.
Kultur und Verwaltung hingegen fand ich irgendwie sympathisch. So gefiel mir das Praktikum in der Kulturverwaltung der Stadt recht gut, doch boten diese keine Ausbildung an. Über die Überlegung welche Institutionen noch Kultur verwalten, kam ich auf die Idee mit den Bibliotheken. So begann ich ein Praktikum in der Bibliothek der mittelgroßen Stadt Neuss. Diese war in allen Belangen gut ausgestatten und hatte eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit.
Dieses positive Praktikum war dann mit ausschlaggebend dafür, dass ich dieses Studium begonnen hatte.
Anja Baars:
Es war für mich schwierig im Studium einen Schwerpunkt zu setzten, weil das Studium inhaltlich eher auf wissenschaftliche Bibliotheken ausgerichtet war. Dementsprechend waren auch die Wahlmodule. In einem Modul durften wir eine Online- Ausstellung für Guatemala im Völkerkundemuseum konzipieren. Wir haben da auch eine Datenbank für die Besucher entwickelt. Als weitere Module hatte ich „Teaching Library“, „Records Management“, „Bibliotheksgeschichte“, „Desktoppublishing“ und „Hamburger Lesenetzwerk“. Ich habe alles soweit ausgewählt, dass es in den Bereich öffentliche Bibliotheken passen könnte. Es gab weder etwas über Umgang mit Kunden, noch speziell mit Kindern und Jugendlichen als Zielgruppe.
Simon Schmidt:
Ich begann das Studium da ich Bibliotheken allgemein Interessant fand. Erst während des Studiums ist mir erst aufgefallen, dass ich mein größtes Hobby, die Musik, mit dem Beruf verbinden kann. Allerdings haben die angebotenen Wahlmodule eine Musikspezialisierung nicht hergegeben. So habe ich dann selbst versucht, wann immer es möglich war, in einem Wahlmodul das Thema Musik einzubringen. Beispielsweise hatte ich Urheberrecht gewählt und dann einen Vortrag über die Gema und die GVL gehalten. In diesem Sinne habe ich versucht, das Studium in Richtung Musikbibliothek zu drehen.
Als Module hatte ich unter anderem Urheberrecht, Klassiker der Wissensorganisation, Records Management und Typo3 gewählt. Ich hatte mich auch für Videokatalogisierung angemeldet, was aber ausfiel.
Anja Baars:
Ich wollte auf jeden Fall mein ganzes Praktikum in einer öffentlichen Bibliothek machen. Ich wollte es nicht splitten, weil ich drei Monate für zu kurz fand, um genug mitzubekommen. In einem halben Jahr bekommt man wirklich das Ganze mit und dann merkt man auch, ob das was für einen ist oder nicht. Ich habe damals mein Praktikum in der Bücherhalle Bramfeld gemacht. Als Bewerbung für den Praktikumsplatz habe ich den Kollegen eine E-Mail geschickt und gefragt, ob ich in dem Zeitraum mein Praktikum dort machen kann.
Während meines Praktikums habe ich ganz typische Bibliothekarsaufgaben gemacht, also z.B. Beratung. Morgens habe ich immer bei den FaMIs mitgeholfen, die Bücher einzustellen und am Tag an der Theke mitgearbeitet. Ich habe auch Veranstaltungen mitbetreut und den Kindersachbuchbestand bearbeitet. Dort durfte ich jede Woche die Medien von der Standing Order bestellen. Ich durfte auch den Bestand durchlöschen. Das war wirklich eine gute Tätigkeit. Später hatte ich auch ein kleines Projekt. Die Jugendecke sollte umgestaltet werden, damit sie wie eine modernen „Hoeb4u“-Ecke aussieht. Das war meine Aufgabe.
Das Praktikum hat mich darin bestärkt, dass ich weiterhin etwas im Bereich der öffentlichen Bibliothek machen möchte.
Simon Schmidt:
Meine Ansprüche an das Praktikum waren, dass es etwas mit Musik zu tun haben sollte und es in der Gegend meiner Heimatstadt Köln sein sollte. Nach Möglichkeit wollte ich es splitten, da es doch sehr unterschiedliche Bereiche gibt, wie etwa den Rundfunk, wissenschaftliche oder öffentliche Bibliotheken und ich mir noch nicht sicher war wo ich hin wollte.
Ich habe mich im Internet ein wenig umgeschaut und war dort über die Musikbibliothek Düsseldorf gestolpert, wo ich mein erstes Praktikum verbrachte. Dem folgte das Praktikum beim WDR im Schallarchiv, was vom ersten bis zum letzten Tag großartig und sehr lehrreich war. Mir wurden alle Abteilungen gezeigt, ich habe Noten & CDs katalogisiert alte Bandaufnahmen teilweise transkribiert oder inhaltlich erschlossen. Die Arbeit war stärker als sonst in Bibliotheken von einer intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Medium gekennzeichnet, welches katalogisiert wird.
Zusätzlich hatte ich noch ein freiwilliges Praktikum im Deutschen Musikarchiv, damals noch in Berlin, angehangen. Neben bibliothekarischen Tätigkeiten half ich dort im Studio, etwa bei einem Projekt in dem alte Walzenaufnahmen restauriert wurden. Es gab viele kleine Projekte in dem Haus, bei denen ich zuschauen oder meinen Teil dazu beitragen konnte.
Anja Baars:
Bei den Projekten war es genauso wie mit den Wahlmodulen. Es wurde nichts in der Richtung öffentliche Bibliothek angeboten. In meinem gewählten Projekt sollten wir Studenten für die HSU-Bibliothek ein Raumkonzept entwickeln. Dabei sollte der Bestand reduziert werden, damit mehr Arbeitsplätze für die Studenten geschaffen werden konnten. Es sollten auch Gruppenarbeitsräume entstehen, Orte, wo sich Studenten gerne zur Entspannung hinsetzen möchten.
Simon Schmidt:
Mein Projekt war in Kooperation mit der Staatsbibliothek durchgeführt. Die lagerte alte Materialien zum Thema, „wie das Fernsehen nach Hamburg kam“. In einem Bunker in der Feldstraße ist vor etwa 60 Jahren das erste Mal das "Erste Deutsche Fernsehen" auf Sendung gegangen. Die HAW Studenten sollten zu diesem Thema eine Internetseite erstellen und dazu Materialien verwenden, die in der Staatsbibliothek lagerten.
Simon Schmidt:
Ich habe etwas länger als ein halbes Jahr in dem Musikarchiv bzw.
Dem Notenarchiv des NDRs, als studentische Hilfskraft gearbeitet. Das war eine sehr schöne Zeit, von der Länge her fast wie ein Praktikum. Außerdem hatte ich in der Abteilung Presse, Recherche und Buch des NDR gearbeitet, was auch eine sehr angenehme Tätigkeit war, mich aber beruflich nicht viel weiter gebracht hat.
Anja Baars:
Meine Aufgaben teilen sich in drei Bereichen auf: Ich arbeite in der Kinderbibliothek und im Kindermedienlektorat als Ko -Lektorin. Ich betreue in beiden Bereichen den Kindersachbuchbereich (auch die Lehrwerke für Deutsch, Englisch und Französisch), die Konsolenspiele, die Comics und die Zeitschriften. In der Kibi direkt mache ganz normal meine Beratung oder Bestandspflege (z.B. Löschen, Nachbestellen, Ausstellungen). In der Kibi finden sehr viele Veranstaltungen für Kinder statt, wo wir auch eigene Veranstaltungen (z.B. Werkstätten für Kinder) entwickeln und durchführen.
Im Lektorat bearbeiten wir einmal die Woche die Standing Order für die Bücherhallen, d.h. wirlektorierendieBücherundvergebeneineSystematik.Zudemerstellenwir Sonderlisten (z.B. Listen zu Themen) und schnelle Listen (Listen mit aktuellen Medien). Die Kinderbibliothek ist zudem auch Projektbibliothek für die Bücherhallen. Deshalb entwickeln wir hier auch Konzepte und entwickeln das Kinderangebot weiter.
Als dritten Bereich betreue ich das Kinderportal im Internet. Ich bin die Leitung des Arbeitskreises „Kinderportal“. Mit meinem Kinderportalteam entwickle ich das Kinderportal weiter. Jeder hat hier seine Aufgaben, die ich als Leitung koordiniere, damit das Portal mit Inhalten gefühlt wird.
Simon Schmidt:
Ich arbeite hier in der Musikabteilung und betreue hauptsächlich das Sachgebiet der DVDs, Noten im Bereich Pop & Rock sowie die Musiksoftware.
Bei den Musik-DVDs betreue ich das Lektorat auch für die Bücherhallen. Hier gibt es eine sogenannte Standing Order, quasi eine Vorschlagsliste für die anderen Bücherhallen, welche aus diesem Angebote Titel kaufen können. Dazu kommt noch die übliche Bestandspflege, wie beispielsweise löschen, Medien, die sehr gut ausgeliehen werden, mehrfach anschaffen, Anschaffungsvorschläge von Kunden bearbeiten, etc..
Einen großen Teil der Arbeit macht auch der Tresendienst aus, der oft ausführlicher ist als in anderen Abteilungen. Kunden wollen nicht nur ein Buch, sondern benötigen eine bestimmte Fassung eines Werkes für eine bestimmte Besetzung in einer bestimmten Tonart, manchmal auch hin einer anderen Sprache. Hin und wieder müssen wir für Anfragen von Forschenden Musikwissenschaftlern in ganz Deutschland nach den Noten suchen. Seltener gibt es auch Anfragen von anderen Bibliotheken, dass etwas gescannt werden soll. Die Musikabteilung der Bibliothek hat ein kleines bisschen etwas von einer wissenschaftlichen Bibliothek, obwohl sie eine öffentliche Bibliothek ist.
Anja Baars:
In der Kinderbibliothek braucht man viele soziale Kompetenzen, etwas pädagogische Kenntnis und man muss belastbar sein. Man muss Kinder mögen, das ist die Basis, sonst kann man hier nicht arbeiten. Eigentlich muss man am besten multitask sein.